zurückzurück weiterweiter Michael Schirner, BYE BYE, ABU03, 2006-2009, Digigraphie® by Epson,
160 x 160 cm, Courtesy Galerie Crone

BYE BYE

Mich gibt es gar nicht.

Mit seinen neuesten Arbeiten, den Bildern der Serie BYE BYE, geht Schirner in der Kommunikation des Imaginären noch einen entscheidenden Schritt weiter, allerdings in die entgegengesetzte Richtung: Statt der Bildbeschreibungen auf Tafeln sehen wir grob gerasterte Reproduktionen von Bilder, die uns irritieren, weil sie uns sehr bekannt vorkommen, obwohl wir sie ganz sicher noch nie zuvor gesehen haben. Wir sind hin- und hergerissen zwischen dem Bekannten und Unbekannten, Sichtbaren und Unsichtbaren, Realen und Irrealen, Erinnern und Vergessen, Schein und Wirklichkeit. Schirners Arbeiten der Serie BYE BYE sind photorealistische digitale Gemälde; die Digigraphien wurden in äußerst aufwendigen Arbeitsprozessen nach seinen Vorgaben bis ins letzte Detail neu geschaffen.

Michael Schirner erklärt, wie in freier Benutzung des Werks eines anderen ein selbstständiges Werk geschaffen wurde und was er mit seinen Bildern bezwecke:

„Wir entfernen 100% von allem, was das ursprüngliche Photo bekannt gemacht hat: den Protagonisten, das zentrale Bildmotiv, Form und Inhalt der Geschichte. Das durch Entfernen des Bildvordergrundes entstandene „Loch“ oder die Leerstelle wird in aufwendigen Verfahren durch digitales Neumalen des Hintergrundes gefüllt. So entstehen ein neues Bild und ein selbständiges Werk.
Ziel der Unsichtbarmachung oder des Entfernens vom ursprünglichen Inhalt und der wesentlichen Elemente des Bildes ist es, aus dem journalistischen Photo etwas kategorisch Anderes zu machen: ein Werk der bildenden Kunst, ein Bildkunstwerk, das vergrößert, gerahmt als Teil einer Serie von Digigraphien im Museum ausgestellt, im Katalog vorgestellt, zum Gegenstand der künstlerischen Betrachtung und Bewertung und zum Objekt der Kunstwelt wird.
Doch die Entfernung des Inhalts aus dem Bild ist für mich nur ein Mittel zum Zweck: Mein Ziel ist, aus journalistischer Photographie digigraphische Malerei, aus Inhalt Form, aus Unsichtbarem Sichtbares zu machen, abstrakte Bilder zu erschaffen, die die Schönheit der Leere, der Absenz, der Stille, der Weite und des Verschwindens zeigen und die formalästhetische Qualitäten sehr guter Bilder haben.“

Wie es Schirner schafft, daß wir das, was wir auf dem Bild an der Wand nicht sehen, überdeutlich als Bild in unserem Kopf wahrnehmen, verrät er uns: „Meine Kunst ist nicht mein Werk, sondern ganz allein Ihrs, Sie sind der Schöpfer Ihrer Bilder in Ihrem Kopf. Mich gibt es gar nicht.“ Das heißt, so wie das Abgebildete in der Imagination des Betrachters verschwindet, ergeht es dem Autor. Das meint Schirner mit der Selbstabschaffung des Künstlers als Autor und Experten seiner Kunst: Er tritt ganz hinter seinem Werk zurück. Die Arbeit, die die Kunst macht, müssen wir tun.