Ingo Taubhorn

Die Suche nach dem neuen Bild

Zen als Décollage


Michael Schirners Projekt BYE BYE zeigt in seinen großformatigen Digigraphien Bilder einer sich ausbreitenden Leere.

Die Arbeit am leeren Bild, an der Darstellung von Sichtbarem und Unsichtbarem, fällt wahlweise offenkundig, nachvollziehbar oder verdeckt aus. Dokumentarische Fotografie und „digitale Malerei“ konvergieren in fiktiven Fusionen. Der Betrachter investiert seine ganze Aufmerksamkeit. Er wandelt in imaginären Freiräumen, verfolgt hyperreale Wirklichkeiten oder verwischte Perspektiven und verblassende Spuren.

Zu Recht ist Michael Schirmers popkulturelles Konzept immer noch prominent, die schlagende Reduktion von Text oder Bild, die den Adressaten schon längst interaktiv zur Konstruktion eigener Botschaften und Fantasien, zu „Bildern im Kopf“ mobilisierte, bevor es das Wort „interaktiv“ als Diskussionsvokabel gab. Gerade seine Ende der 1980er gefeierte Prämisse, dass gut gemachte Werbung mit postmoderner Kunst im öffentlichen Raum konvergiere, ergibt am aktuellen Modell von BYE BYE hochgradig Sinn.

Die resultierende Leere der Bilder lässt sich als Décollage, als dynamische Defokussierung, als ein Stück visuelles Zen und ebenso als mediale Reflexion über die Aussagekraft des großformatigen öffentlichen Bildes im Zeitalter der digitalen Überflutung überhaupt verstehen. Michael Schirner nimmt bekannte Elemente aus dem abstrahierten Bildraum und versetzt den Zuschauer an den medialen Platz der Aufmerksamkeit und der Besonnenheit – einen spirituellen Ort der Zeit und der Erinnerung: einen wahren „Times“-Square, einen utopischen Boulevard der Freiheit, einen Nullpunkt für die Balance zwischen ungebrochenen Träumen und beherzten Demonstrationen, wie wir sie alle nötig haben.

Den vollständigen Beitrag von Ingo Taubhorn lesen Sie im Buch „Michael Schirner I BYE BYE“.